Mit muskulärer Ausgeglichenheit besser laufen
Wir kennen das alle. Das Training hakt, es geht nicht mehr voran und die Motivation fehlt inzwischen auch. Egal auf welchem Level wir laufen, dieses Problem hat jeder einmal und umso länger man läuft, desto mehr Erfahrung sammelt man mit der Situation. Dann geht die Suche nach Lösungen los und oft sind es die Schuhe, die zuallererst auf der Anklagebank sitzen. Oft zu Recht, denn nicht jeder Schuh passt zu jedem Läufer.
Der Schuh auf der Anklagebank
Wer seit dem Start der ersten richtigen Laufschuhe läuft, hat sie vermutlich alle gehabt: Wunderwerke des Schuhbaus und Designs mit wilden Inserts, aufpumpbaren Zungen und irren Sohlenkonstruktionen. Meist geboren im Marketing und nicht dort, wo sie eigentlich herkommen sollten, bei den Spezialisten für Orthopädie und Biomechanik.
Das hat sich geändert. Heute kommen die Spitzenschuhe aus genau dieser Richtung. Problematisch daran ist, dass man heute zwar sehr gut weiß, wie man schnelle Schuhe baut, und Jahr für Jahr mit neuen Technologien schneller und schneller wird. Was man im Übrigen auch an ständig neuen Rekorden auf wirklich allen Streckenlängen sehen kann. Die Verbesserung der Laufökonomie ist unbestritten. Dummerweise sind es oft diese Technologien, die erschreckend tief in unsere individuellen Bewegungsabläufe eingreifen und unsere Muskulatur, Sehnen und unsere Stabilität entweder zu wenig oder zu stark fordern.
Eine Entlastung der Achillessehne und der Fußmuskulatur klingt super. Mega ist auch, wenn man seine Wadenmuskulatur schonen kann. Doch das hat seinen Preis, denn sowohl Sehnen wie auch Muskulatur reagieren relativ schnell auf Veränderungen und werden unflexibel und schwach. Wer auf Carbonschuhe im Training umstellt und darin trainiert, weiß recht schnell, was wir damit meinen. Auch wenn man nach einiger Zeit die neuen Kräfte „stehen kann“, so eröffnet man eine neue Baustelle durch zu viel Schonung der so wichtigen Muskeln und Sehnen.
Jenga – der Turm ist instabil
Lösungen für eine bessere, muskuläre Ausgeglichenheit
Denn mal ganz ehrlich: Wir alle laufen Kilometer um Kilometer, wir machen Intervalle und Fartleks. Trailrunner machen zusätzlich Uphill-/Downhill- und Techniktraining. Und wenn wir schlau sind, machen wir auch Stabi- und Coretraining. Hüfte und Oberkörper sind ganz wesentliche Teile unseres Bewegungsapparats und dürfen nicht vernachlässigt werden. Dieses Wissen ist inzwischen recht gut verbreitet. Ob man es umsetzt, steht auf einem anderen Blatt. In der Realität ist es doch oft so, dass wir nach dem Training doch gerne das Auslaufen weglassen, das Dehnen kürzen oder ebenso stornieren und das unbeliebte Stabitraining auch gerne opfern.
Dabei ist es doch die Fußmuskulatur, die die Schnittstelle zwischen Körper und Boden bildet und mit einem Vielfachen des Körpergewichts bei jedem Schritt belastet wird. Zu glauben, dass allein der Schuh dafür zuständig ist, ist nicht korrekt. Ein guter Schuh ist eine wertvolle Hilfe, kann und darf aber unsere Muskulatur nicht ersetzen. Der beste Schutz gegen Überlastung ist eine gut trainierte Muskulatur!
Wir empfehlen daher gezieltes Muskeltraining für die Füße. Barfußlaufen ist ein guter Start. Die passenden Schuhe, die den Zehen Raum für einen starken Abdruck geben und Zehenkraft auch nutzen können, sind ein weiterer, wesentlicher Baustein für starke Füße.
Muskeltraining für die Füße
Aber: Der Hebel „Fußmuskulatur“ ist ein zu starker, um ihn zu ignorieren. Hier walten enorme Kräfte, wenn man sie denn hat, und können unseren Lauf förmlich auf ein neues Level heben. Und das Schöne daran ist, dass dies vollkommen innerhalb unserer individuellen Bewegungsmuster stattfindet und dieses nicht verändert!
Fazit
Ersetze deine Muskulatur nicht mit Technik, sondern unterstütze und trainiere sie mit dem Ziel besserer muskulärer Ausgeglichenheit. Die Ergebnisse sind schnell spürbar durch sinkende Belastung einseitig beanspruchter Muskelpartien, geringere Verletzungsanfälligkeit, mehr Kraft und Ausdauer sowie mehr Spaß am Laufen. Gerade Läufer, die in einem Trainingsloch hängen und denken, es geht nicht mehr wirklich voran, sind überrascht, wie effektiv und einfach man wieder auf die Überholspur kommt.