Dysfunktionaler Fuß und Therapieansätze Teil 1

„Die gesamte Biologie ist auf physikalische und chemische Gesetze reduzierbar und ist in der Evolution durch die natürliche Selektion entstanden.“ E. O. Wilson (1998)

Ein unbestrittenes Gesetz der Biologie ist, dass die Form die Funktion bestimmt. Der Fuß hat als stabile Basis eine stützende Funktion. Einfache Grundlagen der Physik besagen, dass eine breite Basis Stabilität schafft. Daher sollte ein funktionaler Fuß breit sein. Einfach gesagt: „Damit es funktioniert wie ein Fuß, muss es geformt sein wie ein Fuß.“

Die funktionale Fußform wird durch Schuhe beeinträchtigt, die nicht wie funktionale Füße geformt sind. Hoffman (1905) belegte als erster, dass die Füße von gewöhnlich barfuß gehenden Menschen gemäß den physikalischen Stabilitätsgesetzen geformt waren, d. h., die Zehen waren sehr weit gespreizt, sodass ein breiter und stabiler Vorderfußbereich entstand. Er zeigte auch, welche schnelle und negative Auswirkung das Tragen von konventionellem Schuhwerk nach nur sechs Wochen auf die Fußform hatte (Abbildung 1).

Eine neuere vergleichende Studie mit gewöhnlich barfuß laufenden Indianern und Chinesen, die konventionelles Schuhwerk tragen, zeigte erhebliche Unterschiede in der Fußform der beiden Personengruppen (Shu et al., 2015) (Abbildung 2).

Shine (1965) zeigte, dass sich die Deformierung der Fußform verschlechterte, je länger die Personen Schuhe trugen. Eine kürzlich durchgeführte randomisierte Studie (Munteanu et al., 2017) bestätigte, dass der einzige Faktor für die Deformierung der Fußform das jahrelange Tragen von konventionellem Schuhwerk war. Beide Ergebnisse decken sich mit dem Wolffschen Gesetz, nach dem sich Knochen durch die auf sie wirkenden Kräfte verändern (Wolff, 1892). Dasselbe Gesetz besagt auch, dass unter entsprechenden Bedingungen (Platz zum Ausdehnen) die funktionale Fußform wiederhergestellt werden kann. Knowles (1953) bestätigte dies mit einer vollständigen Wiederherstellung der funktionalen Fußform nach zwei Jahre langem Tragen von fußförmigen Schuhen (Abbildung 3).

Eine beeinträchtigte Fußform ist die am weitesten verbreitete Art der Fußdysfunktion und der Ausgangspunkt für andere Arten. Die Therapie ist einfach:

  1. Tragen von fußförmigen (funktionalen) Schuhen, in denen die Zehen Platz haben, sich auszubreiten, und der Fuß sich weiten kann, sowie Belasten der Füße mit dem Körpergewicht, um eine Kraft zur Stimulierung der funktionalen Fußform wirken zu lassen.
  2. Funktionales Schuhwerk von Joe Nimble® basiert auf diesen Konzepten und dieser Wissenschaft.

Literaturhinweise
Hoffman, P., Conclusions drawn for a comparative study of the feet of barefooted and shoe-wearing peoples. J Bone Joint Surg. 1905; 3: 105–136.
Knowles, F. W., Effects of shoes on foot form: An anatomical experiment. Med J Aust. 1953; 1: 579–581.
Shine, I. B., Incidence of hallux valgus in a partially shoe-wearing community. Br Med J. 1965; 1: 1648–1650.
Shu, Y., et al., Foot morphological difference between habitually shod and unshod runners. PLoS ONE. 2015; 10: e0131385.
Wilson, E. O., Consilience: The unity of knowledge. New York: Vintage Books; 1998.
Wolff, J., Das Gesetz der Transformation der Knochen. Berlin: A Hirschwald; 1892.