„Die große Tragödie der Wissenschaft – die Erledigung einer wunderschönen Hypothese durch eine hässliche Tatsache.“ (Thomas Huxley)
Missverständnisse des Joggens
Joggen (pendelähnliches Rennen) ist eine hybride Gangart, die einige Elemente des Gehens (langes, gerades Bein und Auftritt des hinteren Fußes) und des Rennens (federähnliche Bewegung des führenden Beins bei Belastung) vereint (Shrinivasan und Ruina, 2006). Der Begriff „Jogger“ wird jedoch oft abwertend verwendet, um einen schwerfälligen und ungeschickten Läufer zu beschreiben. Befürworter des Vorfußlaufens oder des Barfußlaufens sehen „Joggen“ als unnatürliches schädliches Bewegungsmuster. Diese Ansicht basiert auf einem oberflächlichen oder falschen Verständnis von Faktoren, die die menschliche Bewegung steuern im Allgemeinen und insbesondere der Biomechanik des Laufens. Die Abwertung „unnatürlich“ resultiert aus einigen Beobachtungen einer Tendenz von Populationen, die gewöhnlich barfuß laufen, zum Vorder- oder Mittelfußauftritt beim Rennen. Diese Beobachtungen treten nur unter bestimmten Bedingungen auf. Andere Daten zeichnen ein komplexeres Bild der Wirklichkeit ab und zeigen, dass Läufer, die gewöhnlich barfuß laufen (natürlich) auf dem Rückfuß aufkommen und viel öfter joggen, als allgemein wahrgenommen wird.
Studien über das Joggen
Zwei Studien liefern den vollständigen erforderlichen Nachweis, um das Joggen als natürliche Laufgangart zu bestätigen. Hatala et al. (2013) zeichneten die Gangmerkmale von Kenianern, die für gewöhnlich barfuß gingen, beim Lauf über eine 13 Meter lange sandige Strecke auf. Bei Ausdauerlauf-Geschwindigkeiten wendeten 83 % eine „Jogging“-Technik mit Fersenauftritt an, die anderen 17 % verwendeten den Mittelfuß- oder Vorderfußauftritt. Eine aktuellere Studie von Lieberman et al. (2015) umfasste ebenfalls eine für gewöhnlich barfuß gehende Gruppe kenianischer Läufer und zeichnete Gangmerkmale beim Rennen bei langsamen (3 m/s) und schnellen (4 m/s) Geschwindigkeiten auf weichen (weicher, geharkter Boden) und harten (kompakter Schmutz) Strecken auf. 72 % der barfußgehenden Kenianer variierten ihren Fußauftritt je nach Geschwindigkeit und Oberfläche. Dabei zeigte sich eine steigende Tendenz zu Fersenauftritt bei langsamen Geschwindigkeiten und auf der weichen Oberfläche und umgekehrt bei hohen Geschwindigkeiten und auf harter Oberfläche. Daher ist Joggen eine natürliche Gangart bei langsamen Geschwindigkeiten und auf entsprechenden Oberflächen, was beides zu Belastungen mit geringen Auswirkungen führt.
Lauftechnik: Joggen mit Fersenauftritt
Lauftechnik: Joggen mit Mittelfuß- oder Vorfußauftritt
Die Wahrheit über das Joggen
Joggen ist im Prinzip langsames Laufen (10-16 km/h). Wendet man diese Geschwindigkeitsgrundlage an, so sind die meisten Freizeit-„Läufer“ eigentlich „Jogger“ und verwenden ein Bewegungsmuster, das absolut natürlich und angemessen für ihre Geschwindigkeit ist. Möglicherweise ist die Oberfläche, auf der sie laufen, jedoch nicht angemessen. Natürliche Barfuß-Läufer joggen bei langsamen Geschwindigkeiten und/oder auf weichen Oberflächen. Die Stoßkräfte sind unter diesen Bedingungen relativ gering und „Joggen“ ist sicher. Das „Joggen“ auf harten Oberflächen erfordert Schutz für die Ferse, um den Stoß, der aus der unnachgiebigen Oberfläche resultiert, zu dämpfen. In einem Schuh ist ein übermäßiger Schutz erforderlich, aber der Schuh sollte natürlich eine vollständige und nicht beeinträchtigte Funktion des Fußes und der Zehen ermöglichen.
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Autor:
Dr. Mick Wilkinson, PhD, MSc, BA (Hons)
Northumbria University, Newcastle, England
Senior Lecturer in Sport and Exercise Science & Department Ethics Lead
Literaturhinweise:
- Hatala, K.G., Dingwall, H.L., Wunderlich, R.S and Richmond, B.G. (2013). Variation in foot strike patterns during running among habitually barefoot populations. PLoS ONE, 8(1): e52548. doi: 10.1371/journal.pone.0052548.
- Lieberman, D.E., Castillo, E.R., Otarola-Castillo, E., Sang, M.K., Sigei, T.K., Ojiambo, R., Okutoyi, P. and Pitsiladis, Y. (2015). Variation in foot strike patterns among habitually barefoot and shod runners in Kenya. PLoS ONE, 10(7): e0131354. doi: 10.1371/journal.pone.0131354.
- Srinivasan, M. and Ruina, A. (2006). Computer optimization of a minimal biped model discovers walking and running. Nature, 439, 72-75.