„Die körperliche Betätigung unterstützt den Geist und sorgt für einen vitalen Verstand.“ (Marcus Tullius Cicero)
Die durchschnittlich höhere Lebenserwartung hat zu einer zunehmenden Verbreitung altersbedingter neurodegenerativer Störungen geführt. Dazu zählen Demenz, Alzheimer und Parkinson, von denen derzeit etwa 3 % (57,5 Millionen) der Weltbevölkerung betroffen sind. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren zählen körperliche Inaktivität, hoher Blutdruck im mittleren Alter, Fettleibigkeit, Diabetes und Rauchen. Dabei stellt die körperliche Inaktivität das größte Risiko für einen mentalen Abbau im zunehmenden Alter dar.
Die körperliche Aktivität wirkt sich indirekt und direkt auf die Gesundheit des Gehirns aus. Indirekt: Durch körperliche Betätigung werden andere Risikofaktoren für mentalen Abbau wie Fettleibigkeit, hoher Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes verringert. Direkt: Eine höhere Fitness beeinflusst die Gehirnstruktur und die -funktion. Sportliche Aktivität steht in einem linearen Verhältnis zum Gehirnvolumen allgemein, insbesondere der grauen Substanz. Gerade im mittleren und höheren Alter ist körperliche Betätigung wichtig, um die strukturelle Integrität und die Größe des Gehirns beizubehalten. Auf diese Weise kann Gefäßerkrankungen vorgebeugt werden, die zu einem mentalen Abbau führen können.
Eine zunehmende körperliche Aktivität kann sich in jedem Alter positiv auswirken. Nur 20 Minuten zu Fuß gehen erhöht die Gehirnaktivität und mentale Leistungsfähigkeit bei Kindern (s. Abbildung), und schon nach 4-6 Monaten sorgen Spaziergänge im Freien für das Wachstum neuer Gehirnsubstanz und verbessern das Lernverhalten, das Arbeitsgedächtnis und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung bei Personen zwischen 65 und 80 Jahren. Aufgrund des Zusammenhangs zwischen körperlicher Aktivität und Gehirngesundheit, ist ein Steigern der körperlichen Betätigung die wirksamste Methode, um den Abbau der geistigen Funktion im Alter hinauszuzögern. Allerdings muss dies bereits vor dem Einsetzen des Abbaus geschehen.
Zusammengesetzte Elektroenzephalograhie-Aktivität (EEG) von 20 Kindern nach ruhigem Sitzen (links) und 20-minütigem Gehen auf dem Laufband (rechts)
Autor:
Dr. Mick Wilkinson, PhD, MSc, BA (Hons)
Northumbria University, Newcastle, England
Senior Lecturer in Sport and Exercise Science & Department Ethics Lead
Literaturhinweise:
- Hillman, C.H., Pontifex, M.B., Raine, L.B., Castelli, D.M., Hall, E.E., Kramer, A.F. (2009). The effect of acute treadmill walking on cognitive control and academic achievement in preadolescent children. Neuroscience, 159(3), 1044-1054. doi: 10.1016/j.neuroscience.2009.01.057.
- Macpherson, H., Teo, W.P., Schneider, L.A., Smith, A.E. (2017). A life-long approach to physical activity for brain health. Frontiers in Ageing Neuroscience, doi: 10.3389/fnagi.2017.00147.