„Wenn unsere Füße schmerzen, schmerzt es uns überall.“ (Sokrates)
Strukturelle Erkrankungen des Fußes verursachen Schmerzen, Mobilitätsprobleme und eine verminderte Lebensqualität. Davon sind 60 % der älteren Erwachsenen betroffen (Dunn et al., 2004). Deformation der großen Zehe, insbesondere das Quetschen nach innen oder sogar auf die nächst kleineren Zehen, ist die häufigste Erkrankung. Die Bezeichnung dafür lautet Hallux Valgus und etwa 23 % der 18-65-jährigen und mehr als 36 % der über 65-Jährigen sind davon betroffen (Nix et al., 2010). Eine korrekt positionierte große Zehe bietet Stabilität für die Übertragung des Körpergewichts in der Bewegung. Eine falsche Position der Zehe führt zu einem übermäßigen Abrollverhalten, einem Einknicken des Kniegelenks, Schmerzen, Verletzungen und schließlich zur Ballenbildung.
Trotz der unumstrittenen mechanischen Prinzipien und allgemein anerkannten Regeln der skelettalen Anpassung durch einwirkende Kräfte, die die Ursache der Deformation erklären, und Studien, die den Zusammenhang mit dem jahrelangen Tragen von engen Schuhen belegen (Shine, 1965), vermuten aktuelle Arbeiten nach wie vor eine genetische Ursache (Hannan et al., 2013). Es ist einfach die Schlussfolgerung beider Studien basierend auf ihrer Gestaltung zur kritisieren, und so ging die Debatte kontinuierlich weiter. Eine neue Studie, mit einer soliden Gestaltung hat nun schließlich die Frage „Vererbt oder selbst verursacht?“ geklärt (Munteanu et al., 2017).
Anhand eines prospektiven Studiendesigns (Maßeinheiten vorab festgelegt) wurden 74 eineiige Zwillingspaare (gleiches Geschlecht) und 56 zweieiige Zwillingspaare (unterschiedliches Geschlecht) im Hinblick auf Hallux Valgus und das verwendete Schuhwerk über ihre Lebensdauer beobachtet. 27 % der Teilnehmer entwickelten eine Deformation der großen Zehe, aber es gab keinen Nachweis für einen gemeinsamen genetischen Faktor. Stattdessen konnte beim regelmäßigen Tragen von Schuhen mit einem engen Zehenraum die Entwicklung der Deformation prognostiziert werden, bei regelmäßiger Nutzung stieg das Risiko knapp um das Dreifache.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass gemäß der mechanischen und biologischen Gesetze das Tragen von eng geschnitten Schuhen zu einer Deformation der großen Zehe und zu „schuhförmigen“ Füßen führt. Schuhwerkgewohnheiten können über Generationen weitergegeben werden, aber die Prädisposition für die Deformation der großen Zehe nicht. Die Lösung, um das Problem zu vermeiden oder zu beheben, ist logischerweise das Tragen anatomisch geformter Schuhe. Beweglichkeit erreicht man durch funktionale Füße und funktionale Füße erreicht man durch funktionale Schuhe.
Autor:
Dr. Mick Wilkinson, PhD, MSc, BA (Hons)
Northumbria University, Newcastle, England
Senior Lecturer in Sport and Exercise Science & Department Ethics Lead
Literaturhinweise:
- Dunn, J.E., Link, C.L., Felson, D.T., Crincoli, M.G., Keysor, J.J., McKinlay, J.B. (2004). Prevalence of foot and ankle conditions in a multi-ethnic community sample of older adults. American Journal of Epidemiology, 159, 491-498.
- Hannan, M.T., Menz, H.B., Jordan, J.M., Cupples, A., Cheng, C-H., Hsu, Y-H. (2013). High heritability of hallux valgus and lesser toe deformities in adult men and women. Arthritis Care & Research, 65, 1515-1521.
- Munteanu, S.E., Menz, H.B., Wark, J.D., Christie, J.J., Scurrah, K.J., Bui, M., Erbas., B., Hopper, J.L., Wluka, A.E. (2017). Hallux valgus, by nature or nurture? A twin study. Arthritis Care & Research. doi 10.1002/acr.23154.
- Nix, S., Smith, M., Vicenzino, B. Prevalence of hallux valgus in the general population: a systematic review and meta-analysis. Journal of Foot and Ankle Research, 3, 21. Shine, I.B. (1965). Incidence of hallux valgus in a partially shoe-wearing community. British Medical Journal, 1, 1648-1650.